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Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn e. V.
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Münchner Merkur, Lkr. M.-Süd, 13.11.2013

Magische Momente mit einer Legende

Magische Momente mit einer Legende

Eine Liebe fürs Leben: Hugo Strasser und seine Klarinette bilden auf der Bühne eine perfekt swingende Symbiose.

„MONaco Big Band“ aus Sauerlach tritt zum Abschlusskonzert mit der Swing-Größe Hugo Strasser (91) auf

VON MANFRED STANKA

Höhenkirchen-Siegertsbrunn – Eine Band der Sonderklasse, eine Big Band, um genau zu sein und eine, die in Sauerlach gegründet worden ist. Eine Formation von 19 Musikern, die ihr Entstehen dem Musikbund von Ober- und Niederbayern (MON) verdankt und dementsprechend als „MONaco Big Band“ bereits nach einer Tournee zu einer festen Größe in der Szene herangereift ist. Im Eildurchlauf, und weil es sich der Leitung des renommierten Münchner Bandleaders Gerd Fink rühmen darf, entstand ein brillantes Swing-Kraftwerk (wir berichteten).
Für das Abschlusskonzert der „MONaco Big Band“ in der ausverkauften Höhenkirchner Mehrzweckhalle hatte auch ein Stargast seinen Auftritt: die Klarinettenlegende Hugo Strasser (91).

Mit weichem Saxofonsound , zelebrierten die Musiker, die mit Posaunen, Trompeten, Bass, Piano, Schlagzeug und Hugo Strassers Klarinette gastierten, den Evergreen „In The Mood“. Da war das musikalische Porträt der goldenen Swing-Ära schon fast beendet. Konrad Sepp, musikalisches Gewissen und Herz der Gastgemeinde, spielte Bassposaune, und dass ein Drittel der „MONaco Big Band“ auch dem Höhenkirchen-Siegertsbrunner Blasorchester-Imperium angehört, muss erwähnt sein.
Das Orchester erweist sich als ungeheuer ausdrucksstarker, mal deftig, mal zart swingender Klangapparat. Zu verdanken ist dies auch dem Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber, dem Vocalisten Andreas Furtner und eigentlich jedem einzelnen Mitspieler, der im Wechsel als Solist und eingebunden im Ensemble Maßstäbe setzt.
Gerd Finks meisterliche Schulung ist unüberhörbar. Jeder der Instrumentalisten hört genau auf den anderen, scheint dessen musikalischen Herzschlag zu spüren und so entsteht eine Homogenität, der man nur selten begegnet. Und wenn nun Hugo Strasser das populärste Swingstück aller Zeiten „Bay mir bistu sheyn“ anstimmt, dann entlockt er der Klarinette die Klänge einer Klezmer, die diesem Klassiker der Andrew Sisters anstehen und genau das jiddische Feeling unterstreicht, eine exemplarische Interpretation.

Bei „Alexander’s Ragtime Band“ des jungen Songwriters Irving Berlin treffen sich der 13-jährige Tobias Krieger aus Sauerlach und der einstige Schwabinger Bub und jetzige Grasbrunner Hugo Strasser mit seinem ihm ureigenen samtenen Sound, der sich trotz aller Virtuosität, vor allen schrillen Exzessen hütet. Das Duo ist perfekt aufeinander eingespielt, selbst mit den Pausen setzen sie Akzente, gönnen sich Soli und liegen mit mehr Betonung auf „Rag“ gar nicht falsch.
Wunderbar ist es, den Vertretern zweier so weit auseinanderliegenden Generationen zuzuschauen. Der Bub erhält vom Partner alle improvisatorischen Freiheiten dieser Welt und fühlt sich restlos akzeptiert von der Legende. Dieses Monument blickt lächelnd hin zum Partner, und die Augen des 91-Jährigen blitzen vor jugendlicher Unbekümmertheit. Was für ein Duo – herzbewegend. Die beiden können in alter Swing-Tradition Melodien spielen, ohne gleich zu improvisieren.
Die „MONaco Big Band“ setzt auf einen vorwiegend entspannten Swing, lotet aber alle Farbschattierungen aus. Weite Melodienbögen und expressive Soli bauen eine subtile Spannung auf, und Oldies irrlichtern in Klangvielfalt. Es gibt also genug Gründe für den Zuhörer anlässlich eines Schnellkurses durch die Jazzgeschichte beim Swing zu verweilen.

 

INTERVIEW MIT HUGO STRASSER UND TOBIAS KRIEGER

Strasser: „Das Spielen ist für mich die beste Medizin“

Herr Strasser, es fällt auf, dass Sie selbst während Ihrer Standards nie in Routine verfielen, sondern immer auch auf Improvisationen setzten. Der Altmeister scheut nicht das Risiko?
Es ist wirklich so: Das Spielen ist für mich die beste Medizin. Und die Begeisterung der „MONaco Big Band“, die gemeinsamem Proben und die Freude am Erreichten übertragen sich auf mich. Ich bin ein alter Mann und habe natürlich auch mit Krankheiten zu kämpfen, auch mit dem Fingerverschleiß über die Jahre hinweg. Aber während eines Auftritts ist alles vergessen.

Sie sind der erste Stargast eines noch sehr jungen Ensembles.
Das ehrt mich ungemein und die Proben waren für mich, der durch so viele Generationen von den Mitspielern entfernt ist, ein Erlebnis. Eines, das ich in dieser Begeisterung und Hingabe an die bestmögliche Interpretation nicht mehr erwarten konnte. Sie geben mir Elan, Kraft und Zutrauen.

Sie üben immer noch?
Nicht mehr alltäglich, wie in früheren Zeiten, aber doch ständig.

Wie gestaltet sich das Zusammenspiel mit dem gerade 13-jährigen Trompeter Tobias Krieger aus Sauerlach?
Der Junge ist ein ganz großes Talent, ich bewundere ihn. Er ist sich noch nicht ganz sicher, ob er den Weg in die Klassik oder in Richtung Jazz einschlagen will. Ich rate ihm zur Klassik. Der Jazz verzweigt sich immer mehr. Manche Spielarten in dem Genre scheinen auszusterben, neue Interpretationsansätze sind im Kommen. Das Ganze ist spannend und auch ein wenig traurig. Werden die Jazz-Monumente, wie Benny Goodman oder Henry James überleben, ebenso wie der Swing? Tobias wird in beiden Musikrichtungen seinen Weg machen. Aber da ist der Bub, fragen Sie ihn!

Tobias, Hugo Strasser möchte dich eher im Symphonieorchester oder als Solist zwischen Haydn und Mozart sehen. Wohin treibt es dich?
Wahrscheinlich doch zur klassischen Musik. Ich schwanke ein wenig. Ich spiele im Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper und liebe die Trompeteneinsätze bei Richard Wagner und mehr noch bei Giuseppe Verdi. Der ist mein Lieblingskomponist.

Hast du ein Vorbild?
Den verstorbenen französischen Trompeter Maurice André.

Du spielst, wie dein Vater Christian Krieger, auch im Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Du bist Teil der „MONaco Big Band“. Welchen Rang kann da noch die Schule haben?
Ich gehe in das Oberhachinger Gymnasium, übe einmal in der Woche Trompete und irgendwie passt alles zusammen. Dafür sorgen schon meine Eltern.

Du hast dich früh dafür entschieden, Berufsmusiker zu werden?
Ich glaube mit drei, vielleicht auch erst mit sechs Jahren war der Fall für mich klar.

Das Gespräch führte Manfred Stanka.

 
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