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Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn e. V.
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Münchner Merkur, 24. Dezember 2014

Symphonischem Blasorchester, Jugend- und Großem Blasorchester gelingt astreine Hommage an Richard Strauss

Liebesschwüre an den Meister seines Fachs

Von Manfred Stanka

Kritik_MerkurHöhenkirchen-Siegertsbrunn – Verglichen mit seinen Opern oder seinen sinfonischen Dichtungen nehmen die Bläserkompositionen im Schaffen von Richard Strauss eher den Rang von „Handgelenksübungen” ein, wie der Komponist selbst einmal ironisch sagte. Aber es sind mehr als Gesellenstücke. Als Beweis dafür braucht es „nur” das Symphonische Blasorchester und das Große Blasorchester Höhenkirchen-Siegertsbrunn als Interpreten in der Mehrzweckhalle an der Bahnhofstraße in Höhenkirchen-Siegertsbrunn.

In der Hommage an das Münchner Genie zu dessen 150. Geburtstag besteigt zunächst Bernhard Willer das Dirigentenpodest und animiert das Symphonische Blasorchester zu einem strahlend triumphierenden Einstieg. Dafür hat er auf die „Fanfare für die Wiener Philharmoniker” gesetzt, die Strauss für den Orchesterball am 4. März 1925 komponierte. „Meinen lieben herrlichen Philharmonikern” lautete die Widmung, und das Publikum in der Mehrzweckhalle fühlt sicherlich Ähnliches, wenn es sich im Stillen bei seiner„ lieben herrlichen Blaskapelle” bedankt. Ein Stück, gerade drei Minuten lang. Doch in ihrem Zusammenspiel erreichen die sechs Trompeten, acht Hörner (Saxophone), sechs Posaunen, zwei Tuben und zwei Pauken einen kolossalen Effekt.

In seiner Serenade Es-Dur op. 7 für 13 Blasinstrumente nach dem Vorbild der klassischen Serenade findet sich der 17-jährige Richard Strauss vor allem in der Romanze dicht bei „Amadeus” angesiedelt. Eine Herausforderung für die Musiker ist auch der Bläserchoral der in der gekürzten Fassung aufgeführten opulenten „Festmusik der Stadt Wien” aus dem Jahre 1943. Ein Werk, das nicht einfach nur routiniert auf das Papier geworfen, sondern im Kleinen mit der gleichen Ernsthaftigkeit und dem gleichen kreativen Gestaltungswillen bedacht ist, wie das Hornkonzert Nr. 1 in Es-Dur op. 11.

Das zeitlebens enge Verhältnis zu seinem Vater Franz, einer der berühmtesten Hornisten seiner Zeit, mag Richard Strauss bei seinen Kompositionen für dieses Instrument beflügelt haben. Seinem Vater, über den Richard Wagner sagte: „Dieser Strauss ist zwar ein unausstehlicher Kerl, aber wenn er bläst, kann man ihm nicht böse sein”, widmete der Sohn nun das Hornkonzert Nr. 1. Der Solist Michael Gredler bläst das thematisch verästelte Stück so pannenlos, als gäbe es die allfällige Neigung des Waldhorns zum Kicksen gar nicht. Und kein Störer ist im Orchester in dem für Bläser bearbeiteten Arrangement von John Boyd zu hören. Da springt mehr als nur ein Funke zwischen Gredler und dem Symphonischen Blasorchester hin und her.

Wie jung doch Musik klingen kann, unterstreicht das Jugendblasorchester mit zwei Sätzen des Dauer-Klassikers „Peer Gynt” vom norwegischen Romantiker Edvard Grieg. „Die Vermehrung meiner Werke durch Arrangements fängt jetzt an, unheimlich zu werden. Ich vermisse nur noch die „Peer Gynt Suite für Flöte und Posaune.” So weit ließ es Orchesterleiterin Regina Kätzlmeier nun nicht kommen. Sie entlockt ihren Musikern einen wunderbar weichen Bläsersound, die Pauke donnerte prächtig. Das Publikum erlebt eine pikfeine, äußerst delikate Darstellung des Notentextes: Jedes Detail der Partitur ist sorgfältig ausgelotet. Selbst in den schmissigen Teilen, etwa „In der Halle des Bergkönigs”, schafft es die Dirigentin, einen unglaublichen Sog zu entwickeln. Immer dichter wird die orchestrale Farbpalette, einhergehend mit einer Verschärfung des Tempos. Mit einem derart überwältigenden Interpretationsansatz werden die jugendlichen natürlich im intergalaktischen „Krieg der Sterne” mit der sich nicht abnutzenden Filmmusik von John Williams immer auf der Seite der Sieger sein. Nur, man muss auf der Seite der Höhenkirchen-Siegersbrunner Blaskapelle stehe, sonst verfällt man der „dunklen Macht”.

Konrad Sepp, dieser mutige Arrangeur gewaltiger symphonischer Schlachtrösser, erschuf zusammen mit dem Großen Blasorchester einen ausladenden Klangkosmos mit der Eröffnung von Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra”. Es gelingt ihm mit einem übersinnlichen Crescendo, und eine swingende Variante des Krachers liefert er hinterher.

Mit wilhelminisch fettem Pomp kommt Richard Strauss’ aufgeblähter, aufgeputzter „Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniter-Ordens” daher und schwitzt vor Blechbläser-Bombast. Zumindest in der Partitur, denn Konrad Sepp entschlackt das Monster in der Mehrzweckhalle, und jetzt kräht eben doch ein Hahn nach dem „Machwerk”. Zauberhaft dagegen ist die Vertonung des Gedichts „Zueignung”, und der Meister am Pult schwelgt in einer Liebeserklärung an die Musik und seine Bläsermannschaft.

 
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