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14. Januar 2017
„Blaskapelle spezial“:
Musik bei studentischen Festkommersen
Nachdem die Blaskapelle zum ersten Mal die Musik beim Festkommers einer katholischen Studentenverbindung (KStV) gestellt hatte, sprach sich dies ganz schnell herum. Denn die Musiker konnten – und das war neu – alle die besonderen Lieder bei einem solchen Abend begleiten und begeisterten auch mit den Märschen. Seither wird die Blaskapelle immer wieder von Studentenverbindungen gebeten, die musikalische Gestaltung eines Festkommerses zu übernehmen. Konrad Sepp, musikalischer Leiter der Blaskapelle, hat einige Fragen dazu beantwortet.
Wann habt Ihr den ersten Festkommers gespielt und wie ist es dazu gekommen?
Im Jahr 2006 wollte der Philistersenior der KStV Ottonia dem 140. Stiftungsfest eine besondere Note verleihen, indem er die Märsche und Lieder statt von einem Klavier, der „Bierorgel“, erstmals von einer Blaskapelle begleiten ließ. Als Ottobrunner wusste er von der musikalischen Qualität der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn und fragte bei uns an. Dieser erste Auftritt bei einem Festkommers hat so gut gefallen, dass viele weitere Engagements auch bei anderen Verbindungen dazukamen.
Für welche Verbindungen habt Ihr schon gespielt und wie kann man sie kennzeichnen?
Bisher waren es außer der „Ottonia“ die „Alemannia“, die „Rhaetia“, die „Tuiskonia“ und die „Vindelicia“. Es sind ausschließlich katholische Studentenverbindungen. Sie sind dem christlichen Glauben verpflichtet und politisch gemäßigt konservativ orientiert. Sie lehnen auch das „Schlagen“, also die „Mensuren“, ab. Die Folge dieses Fechtens mit dem Säbel sind oft die als „Schmisse“ bezeichneten Gesichtsverletzungen.
Mitglieder sind die ehemaligen Studenten, die sog. „Alten Herren“ oder „Philister“, die „Aktiven“ oder „Burschen“ und die „Füchse“, Studenten im 1. und 2. Semester.
Das Präsidium besteht aus drei sog. „Chargen“, die für die Disziplin innerhalb der Aktivitas verantwortlich sind und bei Veranstaltungen den Vorsitz führen.
Alle Mitglieder sind sich in gegenseitiger Verpflichtung verbunden.
Was ist ein Festkommers?
Das ist eine offizielle Feier einer Studentenverbindung, meist aus Anlass des Stiftungsfestes. Sie finden in München in der Regel in den großen Münchner Bierkellern (Augustinerkeller, Hofbräukeller) oder anderen großen Veranstaltungssälen (Kolpinghaus) statt.
Wie läuft so ein Festkommers ab?
Er beginnt mit einem feierlichen, oft minutenlangen Einzug der Chargen, der mit Märschen begleitet wird, angeführt vom Präsidium der veranstaltenden Verbindung, dahinter die Chargen aller Gastverbindungen.
Dann folgen nach festen Regeln bestimmte Formalitäten, zwischen denen typische Studentenlieder gesungen werden. Eine oft sehr interessante Festrede wird von einem meist sehr prominenten Alten Herrn gehalten. Dazu kommt die Aufnahme neuer und die Ehrung langjähriger Mitglieder. Unterbrochen wird das offizielle Programm durch mehrfaches „Colloquium“, während dem Gespräche zugelassen sind. Der Kommers endet nach Nationalhymne und Bayernlied mit dem Auszug der Chargen, erneut zu den Klängen der Blaskapelle, die damit ihre Aufgabe beendet. Nach dem Festakt geht es im verbindungseigenen Haus gemütlich weiter.
Was ist bei einem Festkommers besonders auffällig?
Natürlich die vom vorsitzenden Präsidium eingehaltenen strengen Regularien, die auch das Trinken betreffen, dann die Disziplin der Teilnehmer und schließlich: Man spürt die prägende Kraft innerhalb der Verbindung. Beeindruckend ist auch immer, wie kräftig die Lieder mitgesungen werden. Interessant ist, dass die Verbindungen in den letzten Jahren deutlich mehr neue Mitglieder gewinnen können als noch vor der Jahrtausendwende.
Warum nimmt die Blaskapelle, von der niemand einer Verbindung angehört, Auftritte bei einem Festkommers wahr?
Wir erleben eine uns unbekannte, interessante Welt. Musikalisch ist es reizvoll, Lieder zu arrangieren und einzustudieren, die oft eine lange, manchmal auch historisch-politische Tradition haben.
